Es geht um Liebe, Macht, Freundschaft und Verrat. „Jacques und sein Herr - Hommage an Denis Diderot in drei Akten“ changiert zwischen derben Zoten und philosophischen Fragen. Woher kommen wir und wohin gehen wir? Wollen wir das überhaupt wissen? Steht „alles, was hienieden geschieht, dort oben geschrieben“? Und hatte sie wirklich einen „majestätischen Hintern“?
Milan Kundera hat seinen erklärten Lieblingsroman, den mehr als 200 Jahre alten „Jacques der Fatalist“ von Denis Diderot, in eine neue, funkensprühende Variation gebracht. Auf einer 9-tägigen Reise erzählen sich Jacques und sein Herr drei Liebesgeschichten, alle miteinander verwoben und jede eine Variation der anderen. Die Dialoge des Dieners Jacques und seines Herrn, die beständigen Versuche, die Geschichte von Jacques‘ erster erotischer Affäre zu erzählen, der immer von neuem ansetzende Kreis aus Verliebtheit und Enttäuschung: all das ist ein Feuerwerk von Witz und Tiefsinn.
„Jacques und sein Herr“ ist „ein Text aus Kunderas bester Zeit“ (Daniel Kehlmann). Geschrieben 1968, nach dem Einmarsch der Roten Armee in Prag, ist es eine fröhlich-erotische Fantasie über Macht, Liebe und das Theater selbst. Kundera spielt gekonnt mit Zeiten und Szenen, blendet von der Gegenwart in die Vergangenheit und lässt Erzähltes lebendig werden. Und bisweilen treten die Figuren aus ihrer Rolle, hadern mit ihrem Schöpfer, dem Schriftsteller, und fragen sich: „Hat er uns gut geschrieben? Hatte er wenigstens Talent?“
Der Autor
Milan Kundera (* 1. April 1929) wurde in der mährischen Stadt Brno (Brünn) der jungen Tschechoslowakei in ein bürgerliches Umfeld geboren. Vom Vater, Pianist und Musikwissenschaftler, lernte er bereits früh Klavierspielen; Nach dem Abitur begann er an der Prager Karls-Universität Musik und Literatur zu studieren, wechselte aber bald an die Filmakademie.
Mi Beginn seines Studiums trat Kundera wie viele seiner Altersgenossen in die kommunistische Partei ein. Um 1950 wurde er wegen „Machenschaften gegen die Partei“ aus derselben ausgeschlossen und musste sein Studium für zwei Jahre unterbrechen. 1967 wurde er wieder in die Partei aufgenommen, 1970 dann jedoch endgültig ausgeschlossen. Kundera war wie viele andere Künstler in den 50er und frühen 60er Jahren noch ziemlich angepasst; heute beansprucht er für sich das Recht, Werke aus dieser Zeit nicht mehr übersetzen oder publizieren zu lassen.
1975 erhielt er einen Ruf als Dozent an die Universität Rennes in Frankreich. 1978 nahm er eine Dozentur an der Pariser École des Hautes Études en Sciences Sociales an.
Sein 1978 veröffentlichter Roman „Das Buch vom Lachen und Vergessen“ („Kniha smíchu a zapomnění“), eine erneute kritische Auseinander- setzung mit dem Kommunismus, kostete Kundera seine tschechische Staatsbürgerschaft. Daraufhin nahm er 1981 die französische Staatsbürgerschaft an.
1984 kam der Roman heraus, der ihn international bekannt machte: „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ („Nesnesitelná lehkost bytí“). Seit 1993 schreibt Kundera in französischer Sprache. „Jacques und sein Herr“, uraufgeführt 1975, bleibt sein bislang einziges Theaterstück.